Anlässlich bedeutender Ereignisse im Zeitgeschehen werden gerne historische Vergleiche bemüht. Aber wie oft wird das vermieden? Das kulturelle Erinnern scheint in einem besonderen Verhältnis zur Verdrängung möglicher Wiederholungen zu stehen.
Wiedergänge
„Wiedergänge“ erzählen von unheimlichen Gestalten. Diese überqueren scheinbar mühelos die Grenzen zwischen Epochen, Kulturen und Sprachen, die Grenzen zwischen Leben und Tod. Sie bilden Cluster von Mythen, Geschichten und Zitaten, die in der unmittelbar erlebten Gegenwart auftreten, oftmals gut getarnt und unerkannt. Sie erzeugen verwirrende Erinnerungen: Zeitreisende, die selten Trost spenden und häufig Schrecken auslösen, als würde jede Wiederkunft einen Weltuntergang voraussetzen. In den letzten Zeilen seiner posthum herausgegebenen Erinnerungen „Die Welt von gestern“ beschwört Stefan Zweig das Bild des Schattens, der uns stets begleitet und niemals verlässt; auf der Suche nach einem versöhnlichen Schluss bemerkt er, auch der Schatten sei ein „Kind des Lichts“.